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Restrukturierung der Dialyse – muss immer alles neu sein?

FACHVORTRAG DER DIALYSE.PLANUNGS.GRUPPE AUF DER 30. ERFURTER DIALYSEFACHTAGUNG.

Am 5. und 6. Mai 2022 fand die 30. Erfurter Dialysefachtagung für Pflegekräfte, Techniker und Ärzte im Kaisersaal in Erfurt statt. Dank günstiger Umstände bzgl. der Covid-19-Pandemie und auf Grundlage eines stabilen Reglements für Veranstaltungen konnte die Fachtagung nach 2 Jahren wieder in Präsenz stattfinden.

Die Dialyse.Planungs.Gruppe war selbstverständlich auch dabei und konnte die Veranstaltung mit einem Vortrag durch Bert Rödel als Referent unterstützen. Der Techniker-Nachmittag stand unter dem Motto „Grüne Dialyse“, wir entschieden uns daher für das Thema: „Restrukturierung der Dialyse – muss immer alles neu sein?“

Referent: Bert Rödel (Architekt und Brandschutzingeneur)

Worum geht es dabei?

Zunächst ist der scheinbar neue Begriff der „Nachhaltigkeit“ – heutzutage in aller Munde und vielfach verstanden und verwendet – zu klären. Dabei sind die Gedanken zur Nachhaltigkeit deutlich älter als man denkt. Das Prinzip kommt aus dem Forst und bedeutet im Ursprung: „Nicht mehr verbrauchen als nachwachsen kann“. Denn sonst entsteht ein Mangel. Mangelsituationen ohne die Möglichkeit zur Erschließung neuer Ressourcen machen nachhaltiges Handeln notwendig. Im Umkehrschluss bedeutet Nachhaltigkeit heute somit in erster Linie Ressourcenschonung, um Mangel – einem natürlich wiederkehrenden Zustand – vorzubeugen.

Wir in Deutschland leben seit mehreren Generationen im Überfluss. Für uns ist es also kaum vorstellbar, dass „natürlich wiederkehrend“ eine Mangelsituation auftreten könnte. Oder doch? Überfluss als dauerhafter Zustand ist unnatürlich. Einfach erklärt tritt nach der Befriedigung eines Bedürfnisses ein neues Bedürfnis auf – also ein erneuter empfundener Mangel. Unser wachstumsbasiertes Wirtschaftssystem kann diese Bedürfnisse befriedigen, aber nur so lange, wie immer wieder neue Ressourcen dafür erschlossen und aufgebraucht werden können. Doch planetare Ressourcen sind endlich, eine natürlich wiederkehrende Mangelsituation vorprogrammiert, Nachhaltigkeit im Sinne der Ressourcenschonung also unausweichlich notwendig.

Die Dialyse.Planungs.Gruppe berücksichtigt (falls erwünscht) bereits bei der Planung das Thema Nachhaltigkeit
und folgt dabei einem einfachen Grundsatz:

REDUCE meint das Reduzieren des Verbrauchs.
(Brauche ich das wirklich? Brauche ich so viel davon?)

REUSE bedeutet, Dinge wieder zu verwenden.
(Kann ich das nochmal (weiter) verwenden? Kann ich (jemand) das woanders gebrauchen?)
Hinweis: In Bezug auf „Second-Life-Baumaterialien“ ist zu beachten, dass keine Gewährleistung auf das Produkt besteht.

RECYCLE ist die Rückführung in den Stoffkreislauf.
(Nur als letzter Ausweg.)

Ein bereits realisiertes Beispiel:

Dieses Zentrum wurde von der Dialyse.Planungs.Gruppe im Bestand unter laufendem Betrieb umgebaut. Zunächst vorgefunden haben wir enge, zu den Räumen nicht abgeschlossene Flure und nicht eingehaltene Bettenabstände.
Zusätzliches Ziel war die Platzanzahl aufzustocken. Durch die Erweiterung der bestehenden Mietfläche, konnte das Zentrum vergrößert werden. In sich funktionierende Teilbereiche wurden so belassen wie sie bisher genutzt wurden.

Umbau im Bestand ist eine logistisch-komplexe Aufgabe, erheblich schwieriger als ein Neubau.
Daher wurden mehrere Bauabschnitte () gebildet: (1) Aus der neu hinzu gekommenen Fläche, ist ein in sich funktionierender Bereich entstanden. Verbunden mit der im Bestand belassenen Fläche konnte das Zentrum weiterbetrieben werden, als (2) die restlichen Bereiche des bisherigen Zentrums zur Baustelle wurden. (3) Am Ende wurden die bis dahin erhaltenen Flächen umgebaut und renoviert. Herausforderungen sind dabei vor allem die zentralen Stellen, die bestenfalls ohne „Nacht- und Wochenendschichten“, ohne zusätzliche Schichten im Dialysebetrieb und außerhalb der Betriebszeiten umgebaut werden mussten.

Ganz kompromisslos ist Umbau im Bestand also nicht. Während des Dialysebetriebs entsteht außerdem schon einmal Lärm und die ein oder andere zusätzlich Verschmutzung muss entfernt werden. Außerdem sollte das Personal und die Patienten „mitgenommen“ werden, damit die nötige Toleranz für die ein oder andere Zumutung während des Umbaus aufgebracht werden kann.

Letztlich lohnt es sich aber!

vorher

nachher

Die alte Osmose-Anlage war zu klein für die Erweiterung. Sie ist in ein anderes Zentrum umgezogen worden und hat dort ihr „Second-Life“ bekommen.

Fazit

Nachhaltig zu handeln, muss nicht verrückt oder kompliziert sein, sondern fängt bei grundsätzlichen, eher banalen Überlegungen an. An Umbau während des laufenden Betriebs führt dabei oft kein Weg vorbei.

Wir, die Dialyse.Planungs.Gruppe, stellen uns gerne der Herausforderung des „Bauens im Bestand“. Dafür sind wir Experte. Erhaltenes wirkt am Ende, als ob es neu wäre. Die Entscheidung für dieses nachhaltige Handeln liegt aber bei Ihnen.

Quellen:

Verfasser des originalen Vortrags: Bert Rödel, Dialyse.Planungs.Gruppe
Beitrags-Autor: Simone Schodorf, Dialyse.Planungs.Gruppe

Links:
(letzter Aufruf am 18.5.2022)

https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Cotta

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Waldfl%C3%A4che

https://www.dgnb.de/de/aktuell/positionspapiere-stellungnahmen/stellungnahme-klimaschutz-und-geg-2020/index.php%20%E2%80%93